Nager

Nager

Nager sind beliebt. Besonders, wenn Kinder sich ein Heimtier wünschen, fällt die Wahl oft auf ein ›kleines‹ Tier. Grund dafür: Kaninchen, Meerschweinchen & Co. gelten als anspruchslos und pflegeleicht. Das ist weit gefehlt und führt leider oft zu schweren Haltungsfehlern. Erfahren Sie, was die Kleinen Großes brauchen.

Von Gabriela Kropitz

Nager sind klein - nicht aber ihre Ansprüche!

Da wäre der Platzbedarf. Gar nicht klein. Denn was diese Tiere in freier Natur auszeichnet, ist ihr starker Bewegungsdrang. Als Heimtiere brauchen sie einen Lebensraum, in dem sie ihre Grundbedürfnisse ausleben können: Graben, Nagen, Klettern, Laufen, Springen und Verstecken. Und dann ist da ihre Lebenserwartung. Auch nicht klein. Zwergkaninchen etwa werden bis zu 10 Jahre alt. Und weil alle Nager soziale Tiere sind, muss man mindestens zwei von einer Art halten. Das ist sogar gesetzlich geregelt. Verstirbt eines, muss nachbesetzt werden. Eine Entscheidung für eine lange Zeit also. (Ausnahme: Goldhamster) Über ihre Bedürfnisse – bereits vor der Anschaffung – Bescheid zu wissen, ist wichtig. Umso mehr, weil Nager nur sehr wenige Möglichkeiten haben, ihr Unwohlsein zu zeigen. Sie leiden stumm.

Kindertier

Auch wenn Nager oft für Kinder angeschafft werden, ›Kindertiere‹ sind sie im Grunde nur bedingt. Als Beute- und damit Fluchttiere bedeutet hochgehoben und gedrückt zu Werden für sie Stress. Das besonders geduldige Ruhighalten von z.B. Meerschweinchen ist in Wirklichkeit die so genannte ›Schreckstarre‹, die diese Tiere bei Gefahr einnehmen. Auch wenn die Kleinen mit etwas Geduld Sicherheit gegenüber ›ihren‹ Menschen gewinnen und sich streicheln oder aus der Hand füttern lassen, geht es bei einer Nagerhaltung vor allem ums Beobachten. Dafür zeigen Kinder erst ab einem bestimmten Alter Verständnis und Interesse. Was die Pflege betrifft, ist es schön, wenn Kinder sich einbringen und manche Aufgaben übernehmen. Die Verantwortung für die Tiere liegt aber letztendlich bei den Eltern.

Raum zum Leben und Erleben

»Artgerechte Haltung bedeutet ein Stück naturnahen Lebensraum nachbilden« Ruth Morgenegg, Kleintierfachfrau und Autorin. Einen Nager zu erwerben ist günstig. Die richtige Ausstattung kostet schon mehr. Deshalb aber zu einem kleinen Zimmerkäfig zu greifen, wäre verantwortungslos. Schließlich geht es um den alleinigen Lebensraum, und das für ein ganzes Tierleben lang. Ein Gehege von mehreren Quadratmetern wäre angemessen, das Minimum ist ein Quadratmeter. Vergrößert werden kann in die Höhe durch den Einbau von Etagen. Das schafft auch die Möglichkeit zum Klettern. Der Handel bietet wenig. Aus Maschendraht und Holz bzw. Metall lässt sich aber recht leicht ein tolles Gehege zimmern. Man kann auch eine Vogelvoliere umbauen oder ein Kellerregal aus Metall, bei dem die Zwischenböden entfernt werden. Für dämmerungsaktive Tiere eignet sich auch ein Kasten, bei dem die Türen durch Gitter ersetzt werden. Wer all diese Möglichkeiten nicht hat, kann mehrere Käfige durch Röhren (nicht aus Kunststoff!) verbinden.

Der Standort orientiert sich an der Aktivitätszeit der Tiere. Und: Das Gehege steht besser erhöht als am Boden, weil Nager es nicht mögen, wenn man sich ihnen von oben nähert. Dazu kommt ihr sensibles Gespür für Bodenerschütterungen. Kaninchen und Meerschweinchen hält man am besten in einem ein- und ausbruchsicheren Gehege im Freien.

Beschäftigung statt Langeweile

Im Gehege müssen die Tiere ihr natürliches Verhalten ausleben können. Zum Verstecken brauchen sie Papp- oder Tonröhren, zum Graben eine 20-30cm dicke Schicht Einstreu aus Sand oder Hobelspänen und zum Erklettern der oberen Etagen Steine und Äste. Für die Abnützung der Krallen sorgen raue Flächen (z.B. Ziegelsteine), eine Buddelkiste mit Sand oder ein Blumentopf mit Erde bringen Abwechslung. Und bietet man den Kleinen regelmäßig frisches Heu, Laub, Stroh oder ungefärbtes Toilettenpapier an, übernehmen sie die Umgestaltung gerne mit!

Ein Laufrad ist in einem großen natürlich gestalteten Gehege überflüssig, und auch von Hamster- oder Mäuseheimen aus Kunststoff mit Röhren und Kugeln ist dringend abzuraten (Wärmestaus!). Alarmierende Verhaltensweisen wie ständiges Putzen, Graben und Hochspringen in einer Ecke, Benagen der Gitterstäbe oder Aggressionen unter den Tieren sind Zeichen für Stress oder Langeweile. Eine Umgestaltung des Geheges oder eine Veränderung der Gruppe ist dann dringend nötig.

Nur gemeinsam ist gut

Alle Nager (Ausnahme: Goldhamster) leben in der Natur in Familienverbänden. Kommunikation und viel Körperkontakt sind sehr wichtig für sie. Ein Mensch kann das nicht ersetzen. Und auch ein artfremdes Tier nicht. Will man daher zwei Tierarten halten (z.B. Kaninchen und Meerschweinchen), muss jedes mindestens einen Artgenossen haben. Achtung: Nager sind Nachwuchsmeister! Deshalb gleichgeschlechtliche Tiere halten oder männliche vor Einsetzen der Geschlechtsreife kastrieren lassen.

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