Pferde

VOX-"Pferdeprofi“

ALL4PETS: Noch vor einigen Jahren übten Sie einen klassischen Bürojob aus. Ihre heutige Arbeit steht im krassen Gegensatz zu dieser Zeit. Wie kam es dazu?

SANDRA SCHNEIDER: Das war ein wirklicher Prozess. Früher war ich bei einer Unternehmensberatung tätig, habe im Auswärtigen Amt in Bonn als Fremdsprachen-Korrespondentin gearbeitet und war als Vorzimmerdame des deutschen Botschafters in Dritte-Welt-Ländern unterwegs. Das waren wirklich ausnahmslos tolle Jobs, und meine jeweilige Arbeit war sehr spannend. Ich habe so viele wertvolle Kenntnisse aus dieser Zeit mitgenommen, die ich nicht missen möchte. Aber für mich ist schlichtweg jeder Augenblick, den ich im Büro arbeiten muss, verlorene Lebenszeit.

Ich wollte eigentlich schon immer viel im Freien machen und mit Tieren arbeiten. Irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst, ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub genommen und bin nach New Mexico gegangen, um eine Ausbildung im Westernreiten zu machen. Rückblickend war das eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Denn dort habe ich verstanden: Das Leben ist viel zu kurz, um etwas zu tun, an dem das Herz nicht zu 100 Prozent hängt. Und mir wurde bewusst, dass es für mich das Schönste auf der Welt ist, unverstandenen Pferden zu helfen.

ALL4PETS: Welche Projekte verfolgen Sie aktuell neben Ihren TV- und Live-Tour-Aktivitäten?

SANDRA SCHNEIDER: Mein „normaler“ Arbeitsalltag läuft natürlich weiter, das heißt ich trainiere junge und problematische Pferde hier zu Hause auf dem Rosenhof und in ganz Deutschland – ohne dass die Kamera dabei ist. Außerdem wird es im Frühjahr ein spannendes Event geben, bei dem 15 wilde Mustangs aus den USA von Trainern in Deutschland  für drei Monate trainiert werden – da bin ich natürlich auch dabei.

Mit viel Feingefühl und Fachkenntnis gewinnt Sandra Schneider das Vertrauen der Pferde.

ALL4PETS: Im Sommer werden Sie im Rahmen Ihrer aktuellen Live-Tour auch wieder nach Österreich kommen. Die

SANDRA SCHNEIDER: Das kann ich in einem Satz zusammenfassen: Je mehr Menschen ich mit dem, was ich tue, überzeuge,  desto mehr multipliziert sich die Philosophie des gewaltfreien Pferdetrainings.

ALL4PETS: Pferde begleiten den Menschen seit Hunderten von Jahren. Wieso missverstehen so viele Reiterinnen und Reiter ihr Ross? Fehlt es ihnen an Fachwissen?

SANDRA SCHNEIDER: Absolut. Früher waren Pferde viel mehr Teil unseres Alltags. Man brauchte sie für die Arbeit, beispielsweise in der Landwirtschaft, und hat sie nicht betüddelt. Wichtiger aber noch: Sie waren ausgelastet. Das ist heute oftmals nicht der Fall und ein echtes Problem. Genau dieses Wissen aus dieser Zeit ist schlichtweg verloren gegangen. Außerdem waren Pferde früher wesentlich robuster, nicht so hochgezüchtet und sensibel wie heute.

ALL4PETS: An welcher Stelle hapert es da? Geht es auch um Missverständnisse in der Kommunikation?

Die Angst vor anderen Tieren - ein häufiges Problem der Pferde

SANDRA SCHNEIDER: Genau darum. Pferde sprechen ja eine andere Sprache als wir Menschen. Wir können uns unterhalten, uns mitteilen und „Laut geben“, was uns passt und was nicht. Pferde können das auch. Aber sie kommunizieren auf ihre Weise, und wir verstehen das  meistens nicht. Andererseits machen wir Menschen ganz viel unbewusst mit unserem Körper, was die Pferde dann auf ihre Art interpretieren.

ALL4PETS: Welchen Fall würden Sie als Ihren bislang kompliziertesten bezeichnen?

SANDRA SCHNEIDER: Mein kompliziertester Fall ist mit Sicherheit der Kaltblut-Wallach Maximus. Mit seinen nen über 1.000 kg, die er gezielt gegen den Menschen einzusetzen weiß, hat man bei ihm keine Chance, wenn er etwas nicht will ... und als er im Februar 2016 zu mir kam, wollte er GAR NICHTS! Es hat sehr lange gedauert, in diesem riesigen Pferd, das durch einen Kutschunfall total traumatisiert war, wieder das Vertrauen zum Menschen zu wecken.

Fotocredits

© Jasmin Ziegler, Rita Elter


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