Diverse Tiere

Hühnerhaltung NEU

Aber was versteht man nun unter Hühnerhaltung NEU und wie geht’s überhaupt?

von Nina Hofstädter

Hühner sind Herdentiere, eine Einzelhaltung ist deshalb ein absolutes No-Go. Allerdings sollte die Herde auch nicht größer sein als 30 Tiere. Hühner können sich nämlich nur 30 andere Hühner merken, bei einer größeren Anzahl an Tieren pro Stall/Auslauf bleiben sie einander fremd, müssen täglich die Rangordnung neu festlegen und haben deshalb Dauerstress.

Das Wichtigste ist wohl auch die geeignete Unterbringung der Tiere. Vorausschauend auf Jahre mit Stallpflicht wegen der Vogelgrippe muss man etwas umdenken. Reichte es bisher ein kleines Schlafhäuschen mit Legenest zu besitzen (weil die Hühner sowieso den ganzen Tag im Garten herumwuseln), ist nun ein Stall mit Voliere vorzuziehen. Ob man sich für einen stylischen, leicht zu reinigenden Kunststoffstall oder die natürliche Holzvariante mit glatten Wänden entscheidet, ist Geschmackssache.

Wichtiger ist es, einige essenzielle Dinge zu beachten: Als Richtwert für die Stallgröße mit Innenbereich (wie z. B. Ställe von HenneHaus oder selbst gebauten Stallungen) muss man bei artgerechter Haltung etwa 4 m² Bodenfläche für 8–10 Hühner rechnen. Bei Stalllösungen mit Außenvoliere kann diese Fläche etwas kleiner ausfallen (wie z. B. Stallungen mit Auslauf von Omlet), da die Hühner auch immer den Außenbereich nutzen können. Der Stall sollte möglichst wenig Ritzen und Spalten aufweisen, denn da lauert die Rote Vogelmilbe.

Bei Holzstallungen sollte außer einer Eingangstür für Menschen, einem Fenster und einer guten Lüftung noch ein kleineres verschließbares Hühnertürchen eingebaut sein. Dies ermöglicht auch bei ungemütlichem Wetter einen ständigen Zugang zum Stall, ohne dass es hereinregnet oder Schnee hineinweht. Der Stall muss auf jeden Fall räubersicher sein und TÄGLICH bei Dämmerung verschlossen werden!

Der Auslauf sollte außerhalb der Stallpflicht mindestens 10 m² pro Tier betragen. So haben Mensch UND Huhn lange Freude am grünen Gras. Bei weniger Auslauf verwandelt sich das grüne Paradies bald in eine erdige Wüste. Für das Wohlbefinden von Hühnern ist es besonders fördernd, wenn der Auslauf mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt ist. Die Tiere fühlen sich dadurch sicher vor Angriffen von Fressfeinden aus der Luft, und Obstbäume und Sträucher spenden Schatten und bieten zudem windgeschützte Plätze. Das Gehege muss unbedingt eingezäunt sein. Jeder kleinmaschige Zaun ab 1,20 m ist geeignet. Es gibt spezielle Hühnernetzzäune, die leicht zu montieren sind und die bei Bedarf auch mal versetzt werden können.

Zur Inneneinrichtung bei klassischen Hühnerställen gehören:

Legenester (etwa ein Nest für 3–5 Tiere). Ein Kotbrett mit darüber angebrachten Sitzstangen (mindestens 20 cm Sitzstange pro Huhn mit einem Mindestdurchmesser von 5 cm). Das tägliche Staubbad: Im Sommer buddeln sich Hühner ihre Löcher zum Staubbaden selber. In der nassen, kalten Jahreszeit sollte man aber auch im Stall oder in der Voliere ein Staubbad aus trockener Gartenerde, vermischt mit etwas Holzasche und Kieselgur anbieten. Die Futter- und Trinkgefäße müssen stabil, gut erreichbar und leicht zu reinigen sein. Frisches Trinkwasser muss den Hühnern ständig zur Verfügung stehen. Ein Huhn braucht täglich ca. 1/4 Liter frisches Trinkwasser. Am besten man stellt die Wasserspender etwas erhöht, damit sie weder durch hineingescharrte Einstreu noch durch Kot verunreinigt werden können. Da Hühner zum Zermahlen des Futters im Muskelmagen kleine Steinchen benötigen, sollte trotz Auslauf auch im Stall Muschelgrit angeboten werden.

Hühner sind Allesfresser

Im Auslauf finden sie Grünfutter, aber auch allerlei Tierisches wie Würmer, Schnecken, Käfer oder Engerlinge. Dazu brauchen sie noch Getreide. Weizen, gebrochener Mais, Gerste und Hafer sind besonders geeignet. Pro Huhn und Tag hat man ungefähr einen Getreidebedarf von 50 g. Es gibt auch fertige Futtermischungen aus dem Fachhandel (bitte auf „bio“ und/oder „gentechnikfrei“ achten) und seit neuestem eigene Futtermischungen von Weichei für spezielle Probleme, z. B. gegen Schnupfen oder die Rote Vogelmilbe. Auch gekochte Kartoffeln, gekochte Nudeln und Reis, Topfen sowie sämtliches weiches Gemüse und Obst werden gerne angenommen. Wassermelonen und Salat sind sowieso der Hit bei Hühnern.

Was krabbelt denn da?

Sandbad und zusätzlich Kieselgurbad aufstellen!

So wie wir uns an die Rote Nacktschnecke gewöhnt haben, müssen wir uns auch mit der Roten Vogelmilbe arrangieren. Sie ist auf dem Vormarsch und schon in vielen Stallungen angekommen: Die Rote Vogelmilbe ist ein überaus lästiger und für Hühner nicht ungefährlicher Parasit und verbirgt sich tagsüber in Ritzen und schwer zugänglichen Schlupfwinkeln im Hühnerstall. Eine Anschaffung von kleinen Hühnerbehausungen aus vielen Einzelteilen und Brettern ist daher absolut abzulehnen. Milben vermehren sich rasant und können rasch zu einer unüberschaubaren Plage werden.

Der Milbenbefall im Stall kann so hochgradig sein, dass die Hühner abends ihren Schlafplatz nicht mehr freiwillig aufsuchen. Man vermutet, dass die Milbe durch Wildvögel oder auch durch Mäuse übertragen wird. Rot ist die weibliche Milbe im vollgesogenen Zustand. In den Nestern findet man aber auch Männchen, Nymphen und Larven. Sie erscheinen dann weißlich schimmernd aufgrund der zahlreichen Stadien während der Häutung und ähneln einem Gemisch aus Pfeffer und Salz.

Der Lebenszyklus vom Ei bis zur erneuten Eiablage der Weibchen kann unter günstigen Bedingungen (20 bis 25 °C, hohe Luftfeuchte) in einer Woche durchlaufen werden. Während seiner Lebensdauer kann ein Weibchen etwa 300 Eier produzieren. Tiere ohne jede Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme können 34 Wochen überleben.

Milbenprävention im Stall

Rote Vogelmilbe

Hat dieser Plagegeist erst einmal Einzug im Stall gehalten, ist er nur schwer wieder loszuwerden. Nicht verzagen – ein ständiges Monitoring und eine Bekämpfung jede Woche, um den Zyklus zu unterbrechen, ist leider notwendig, aber hilft. Die Rote Vogelmilbe nistet sich vorwiegend in Zwischenräumen des Stalls, in Ritzen, zwischen Brettern und unter den Sitzstangen ein. In der Regel verlässt die Milbe nur im Schutz der Dunkelheit ihr Versteck und überfällt dann die schlafenden Hühner auf deren Stangen. Die Hühner haben keine Chance, sich gegen die Angriffe der blutsaugenden Insekten zu wehren. Nacht für Nacht lassen sie so Blut und werden täglich schwächer, die Kämme verlieren an Farbe, die Hühner büßen an Vitalität ein. Besonders gerne begibt sich die Vogelmilbe auf brütende Glucken und Küken, da diese einfach für sie zu erreichen sind. Nicht selten sterben diese in kurzer Zeit an Blutverlust.

Besteht ein Verdacht auf Milbenbefall im Stall, kann man die Sitzstangen abends mit doppelseitigem Klebeband abkleben. Da die Milben zum Aufsuchen ihrer nächtlichen Blutmahlzeit über die Stange zu ihren Opfern krabbeln, bleiben einige von ihnen auf dem Klebeband hängen und werden so entdeckt.
Nun ist schnelles Handeln angesagt.

Man sollte jedoch darauf achten, dass man bei Arbeiten im Stall nicht selbst zum Blutsaugobjekt wird – durch Duschen und Haarewaschen wird man die Milben leicht wieder los. Der Stall muss komplett gereinigt, die Einstreu entfernt (Restmüll), und die Nester der Milbe müssen gefunden werden. Die Nester werden bei Stein- oder Holzwänden vorsichtig abgeflämmt (Heißluftfön oder Gaskartusche) oder mit einem heißen Dampfreiniger unschädlich gemacht.

Danach werden Wände und Decke mit Kalk gestrichen. Flüssiger Löschkalk, welcher in fast jedem Baumarkt erhältlich ist, eignet sich hervorragend. Alle Ritzen und Spalten müssen richtiggehend zugekleistert werden. Danach werden die Sitzstangen mit Öl wie Ballistol oder schlichtem Speiseöl eingepinselt. Dadurch werden die Tracheen (Luftöffnungen) der Schädlinge verklebt, wodurch sie ersticken.

Wird Kieselgur bereits von Anfang an in der Stallpflege verwendet und beispielsweise über die Kalkputzschicht im Stall aufgebracht, so lässt sich in vielen Fällen gar ein Befall der Stallung durch Milben jeder Art verhindern.

Zu guter Letzt werden der Stall und jede Ritze mit Kieselgur, einer natürlichen pudrigen Substanz, ausgestaubt (Staubmaske tragen!). Dies ritzt den Milbenpanzer an und die Milben vertrocknen.

Dass die Hühner sich während des Vorgangs nicht im betreffenden Raum befinden dürfen, versteht sich von selbst. Auch das Staubbad wird mit einer gehörigen Portion Kieselgur versetzt. Dieser Vorgang sollte, auch wenn noch kein Parasitenbefall zu verzeichnen ist, einmal wöchentlich prophylaktisch wiederholt werden. Von toxischen Präparaten ist abzuraten, da die Giftstoffe die Organe der Hühner belasten. Die Insektizide lagern sich im Fleisch sowie in den Eiern ab. Außerdem bauen die Milben im Laufe der Zeit Immunitäten gegen die verschiedenen Substanzen auf.

Weiter haben sich vorbeugend bewährt: Einstreu aus Walnussblättern und das Aufhängen von Farn und Walnuss als Bündel im Stall.

Die Umgebung

Wichtig ist auch, wie die Umgebung auf Hühner reagiert. Bitte VORHER abklären, ob am eigenen Grundstück überhaupt Hühner gehalten werden dürfen. Es ist in Österreich leider von Gemeinde zu Gemeinde verschieden, ob das Federvieh im Garten weilen darf oder eben nicht. Beispiel gefällig? In Wien ist die Hühnerhaltung erlaubt – in einem kleinen, ländlichen Dorf nahe Hainburg nicht. Bitte nicht fragen – nur wundern. Im Idealfall muss man sich nur an die Bauordnung halten und die Gemeinde, Nachbarn und das Veterinäramt verständigen. Hühner sind meldepflichtige Tiere, die bei der zuständigen Behörde (BH oder Magistrat) nach dem Tierseuchengesetz gemeldet werden müssen.

Ist erst einmal rechtlich abgeklärt, ob man Hühner halten darf, sollte man sich außerdem bewusst sein, dass die Hühner tagtäglich zweimal versorgt werden müssen. Hat man eine geeignete Urlaubsvertretung? Und kann jemand anderes kurzfristig einspringen, wenn es unbedingt notwendig ist, z. B. wenn man mal später heimkommt oder ins Kino geht?

RETTE DEIN HUHN

Die Hühnerhaltung ist ein sehr erfüllendes Hobby, von der beide Seiten profitieren. Wenn man sich ein wenig mit den Hühnern beschäftigt, sind sie durchaus gelehrig, wie man beim Klickern mit Hühnern am Chicken Camp im Animal Trainingscenter lernen kann. Man kann sie stundenlang beobachten, und sie wirken dadurch wie ein Stresskiller nach einem langen Arbeitstag. Und das Huhn hat ein artgerechtes Leben in Freiheit und darf einfach nur Huhn sein.

Wenn man etwas für den Tierschutz tun will, dann besorgt man sich die eierlegenden Freundinnen über RETTE DEIN HUHN, siehe: www.rettedeinhuhn.at

Legehennen sind nach einer Legeperiode für profitorientierte Eiererzeuger nicht mehr rentabel. Solchen „ausgemusterten“ Hühnern erspart RDH den Schlachthof, indem sie an Privatpersonen in artgerechte Freilandhaltung vermittelt werden. Wer also nicht unbedingt auf Rassereinheit Wert legt oder alte Hühnerrassen erhalten möchte, ist mit einem „Second-Hand-Huhn“ als gefiederter Freundin und Frühstückseispender sicher gut bedient.

Ansprechpartner und Tipps:
www.rettedeinhuhn.at
www.kleintierzucht-roek.at
www.eierdatenbank.at
www.animaltrainingcenter.at

Fotos:

© Brigitte Gradwohl, Pixabay, Rette dein Huhn


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